Simone Thomas, die Frauenbeauftragte der Stadt Freiburg, und Regina Gensler von der Kontaktstelle Frau und Beruf stellen in ihren jährlichen Berichten die aktuelle Entwicklungen rund um die beiden Stellen zur Gleichberechtigung der Frau in Freiburg vor. Claudia Feierling würdigt in ihrem Redebeitrag deren Arbeit, freut sich über das bisher Erreichte, und legt auch einen Fokus auf die Rolle von Frauen in der Politik.

(Zum Tagesorsnungspunkt 4 – Bericht der Stelle zur Gleichberechtigung der Frau)

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
Liebe Frau Thomas,
Liebe Frau Gensler,

ich kann mich in dem Lob für ihre Arbeit an vielen Punkten meinen Vorrednerinnen anschließen. Dass ihre Stelle eine wichtige Rolle für die sich stetig verbessernden Bedingungen für Frauen in der Freiburger Stadtgesellschaft spielt, steht außer Frage, und dass Sie diese Aufgabe sehr gewissenhaft und auch durchaus erfolgreich erfüllen, auch in dieser schwierigen Zeit, verdient die volle Würdigung dieses Gremiums.

Ich will aber meine Zeit auch nutzen, um ein kurzes Schlaglicht auf den aktuellen Stand der Rolle und Vertretung von Frauen in Politik und Gesellschaft zu werfen. Im Bundestag, bekanntermaßen das höchste politische Gremium unseres Landes, stellen Frauen 31,2% der Abgeordneten, die Extrema bilden hier die Fraktion der Grünen, die zu 58% aus weiblichen Abgeordneten besteht, und die AfD, wo sich lediglich 11% Frauen unter den Mitgliedern finden.

In den Landtagen finden sich im Mittel lediglich 26,6% Frauen. Den höchstwert erreichen hier die Stadtstaaten, wo an der Spitze in der Hansestadt Hamburg der Senat sich aus 43,9% Frauen zusammensetzt. Nur 21,8% Frauen finden sich im Landtag von Sachsen-Anhalt, in unserem schönen Baden-Württemberg sind es 26,6%.

Kommen wir zum Gemeinderat Freiburg. Hier besteht die größte Fraktion, die der Grünen, aus 8 Frauen bei 13 Mitgliedern. Bei der SPD/Kulturliste steht das Verhältnis bei 3 von 7, bei der CDU bei 1 von 6, bei JUPI bei 2 von 5, bei der FDP&BFF 1 von 4, bei den Freien Wählern bei 1 von 3, bei der AfD 0 von 2 und bei Freiburg Lebenswert keiner von einem.

Somit sind Frauen bislang in keinem diese Gremien so repräsentiert, wie es ihrem Verhältnis in der Gesellschaft entspricht – dort sind nämlich nach wie vor rund 1 von 2 Menschen weiblichen Geschlechts.

Die Aussichten auf Veränderung zeigen dabei in verschiedene Richtungen. Zum einen sind die oben genannten Zahlen seit Jahrzehnten steigend. Zum anderen hat gerade die Ausbreitung von COVID-19 jetzt die Entwicklung noch gebremst; durch Homeschoooling, Home-office, Homecooking und so weiter ist vieles wieder auf Anfang gestellt. Mehr Hausarbeit und Kinderbetreuung bleibt wieder bei der Frauen hängen, und das kann negative Auswirkungen auf viele Aspekte der fortschreitendenden gesellschaftlichen und politischen Entwicklung der Repräsentation von Frauen haben.

Über die unterschiedliche Bezahlung von frauen bei gleichartiger Tätigkeit wurde bereits häufig etwas gesagt, auch in diesem Rahmen, und das Phänomen ist ebenso noch lange nicht aus der Welt geräumt. Auch, dass Männer nach wie vor ungleich weniger die Möglichkeit auf Elternzeit nutzen, ist hier ein Effekt, der noch weiterer Arbeit bedarf.

(zum Tagesordnungspunkt 5 – Bericht der Kontaktstelle Frau und Beruf Freiburg – Südlicher Oberrhein)

Jetzt haben wir hier bereits einiges über das Für und Wider von Quoten gehört, und ich denke, hier sind die inhaltlichen Argumente ausgetauscht. Was außer Frage steht ist, dass Veränderung dringend geboten ist, wenn wir den Auftrag des Grundgesetzes zur Gleichberechtigung zwischen Männern und frauen ernst nehmen wollen.

Ein Blick auf die Regelungen in börsennotierten Unternehmen kann hier helfen: Die 10%- Marke für Vorstände von DAX-Unternehmen würde 2019 überschritten, als Folge der gesetzlichen Quote für Aufsichtsräte, die 30% beträgt. Seitdem die Quote 2015 beschlossen wurde, ist das ein Anstieg von 5,1 Prozentpunkten.

Die Vorstände werden in diesen Unternehmen von den Aufsichtsräten gewählt. In diesen gibt es aktuell 31,8% Frauen, was auch das Ergebnis einer ermutigenden Entwicklung ist. Auch gesagt werden sollte an dieser Stelle, dass nach wie vor 66% der Vorstände ausschließlich von Männern besetzt sind.

Was bedeutet das für uns in Freiburg? Wenn wir das Thema Gleichberechtigung ernst nehmen und auf eine echte Beteiligung der Frauen bestehen wollen, dann ist es an der Zeit, Frauen auch da zu fördern, wo möglicherweise ein Nachteil für den gleichermaßen qualifizierten Mann entsteht. Nichts anderes besagt eine Quote als dass bei gleicher Qualifikation die Frau eher zum Zug kommen soll.

Alle politischen Parteien und Gruppierungen sollten auf die gleichberechtigte Partizipation von Männern und Frauen achten und dies nicht nur weil es im Grundgesetz steht sondern weil wir damit viel Kompetenz und andere Sichtweisen auf unsere alltäglichen Probleme gewinnen.

Die Erfahrungen mit der bisherigen Quotenregelung in großen Aktiengesellschaften deuten bisher darauf hin, dass frau die Quote nur empfehlen kann.

Daher: Packen wir sie an!!!