Wir hatten bei der Verwaltung nachgefragt, ob die Umgestaltung der Straßenbahngleise auf neue, sturzsichere Varianten in Freiburg vorstellbar wäre. Die VAG hält den Einbau derzeit nicht für notwendig und die Kosten dafür für zu hoch. Wir verfolgen die laufenden Testprojekte in anderen Städten, sowie die Weiterentwicklung verschiedener Lösungen, um das Unfallrisiko für Radfahrende beim Überqueren von Straßenbahngleisen zu verringern, dennoch weiterhin genau.

Die Antwort als PDF

Sehr geehrter Herr Stadtrat Fiek,

wir möchten uns für Ihr Schreiben vom 18. August 2020, in dem Sie auf sturzsichere
Straßenbahngleise für Fahrradfahrende in Freiburg eingehen, ganz herzlich bedanken. Auf
diesem Wege möchten wir Ihnen gerne Rückmeldung zu Ihren Fragen geben.

Zunächst sei erwähnt, dass das Thema sturzsichere Straßenbahngleise seit mehreren Jahren
in der Fachwelt immer wieder diskutiert und erprobt wurde. Bereits 2013 gab es einen
Versuch der Stadt Zürich mit einem Spezialgummi. Dieser Spezialgummi zeigte einen hohen
Verschleiß was zu einem Zerkrümeln/Zerreiben des Gummimaterials führte und Rückstände
im Gleisbereich verteilt wurden.

2014 plante Berlin einen weiteren Versuch,dieser wurde schlussendlich aus Kostengründen
nicht durchgeführt, da hohe Investitionen notwendig gewesen wären: Die vorhandenen
Schienen eigneten sich nicht für den Einsatz des Spezialgummis. Die in Zürich für das
Experiment verwendeten Schienen wurden vorab extra gefertigt.

Das nun in Basel auf dem betriebseigenen Areal unter Ausschluss der Öffentlichkeit
eingesetzte Profil soll nach einem ersten zufriedenstellenden Versuch an einer Haltestelle
eingebaut werden. Auch das in Basel eingesetzte Profil ist nach Einschätzung der Freiburger
Verkehrs AG zum aktuellen Zeitpunkt ohne größere Anpassungen für die in Freiburg
vorhandenen Schienen nicht geeignet.

  1. Wäre der Einbau solcher Schienen an entsprechend gefährlichen Stellen bzw.
    solchen, an welchen es oft zu Unfällen kommt realisierbar?
    Die Gefahr, dass es zu einem Unfall oder Sturz eines Radfahrenden kommt, besteht dann
    wenn der Radfahrende parallel zum Gleis fährt und keine ausreichend breite Fahrfläche
    zwischen der Schiene und dem Fahrbahnrand zur Verfügung steht. Diese Gefahr besteht bei
    einer sogenannten Kaphaltestelle. Bei dieser Form der Haltestelle reicht der Rand der
    Haltestelle bis an den durchgehenden Fahrstreifen des Verkehrsraums der Straßenbahn. Der
    Fahrradfahrende muss hier den Streifen zwischen der Bahnsteigkante und der Schiene
    befahren(ca. 65 cm Breite). In Freiburg sind aktuell keine Kaphaltestellen umgesetzt.
    Darüber hinaus sind der Freiburger Verkehrs AG keine weiteren potentiellen Gefahrenpunkte oder Sturzorte bekannt.
  2. An welchen Haltestellen würden die Schienen am meisten gebraucht werden?
    Den Beobachtungen der VAG nach gibt es im Bereich von Haltestellen zurzeit keine
    Notwendigkeit Gleise durch sturzsichere Straßenbahngleise zu ersetzen.
  3. Welche Zeit müsste man für den Einbau der Schienen einplanen?
    Der Einbau erfordert einen Austausch der Gleise mit den erforderlichen Straßenbauarbeiten
    in der Fahrbahn. Der Einbau dieses System kann nur im Rahmen von Sanierungsarbeiten des
    Gleisoberbaus erfolgen. In Folge dessen eine Einstellung des Stadtbahnbetriebs notwendig
    ist. Ein Einbau unter Betrieb oder in den nächtlichen Betriebspausen ist nicht möglich.
  4. Wie hoch wären die Kosten für solche Umbaumaßnahmen?
    Aktuell gibt es in Baden-Württemberg keine Referenzen in denen das System bei
    Straßenbahnbetrieben eingesetzt wurde. Sollte der Einbau des Systems im Rahmen von
    Neubauarbeiten oder der Sanierung des Oberbaus erfolgen, so ist eine umfangreiche
    Zulassung dieses neuen Systems bei der Technischen Aufsichtsbehörde Baden-Württemberg erforderlich. Nach den bisherigen der VAG vorliegenden Informationen führt der Einbau von sturzsicheren Straßenbahngleisen zu Kostensteigerungen in Höhe des ca. 1,8-fachen Betrags eines neuen Standardoberbaus. Hinzu kommen noch der erhöhte
    Aufwand für den jährlichen Unterhalt sowie der Erneuerung des Gummiprofils nach einer
    Standzeit von maximal 2 Jahren.

Wir werden die weiteren technischen Entwicklungen und Innovationen in diesem Bereich
beobachten und sind hierzu auch weiter im Austausch mit unseren Kolleg_innen in Basel.

Wir hoffen, Ihnen mit unseren Ausführungen einen geeigneten Überblick zu geben und
stehen auch sehr gerne jederzeit für ein persönliches Gespräch zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen


FREIBURGER VERKEHRS AG