Die Schulbürgermeisterin und die Mehrheit des Gemeinderats setzen das Projekt Gemeinschaftsschule am Tuniberg durch, obwohl die Fronten verhärtet sind und es wenig Platz für eine sachliche Diskussion gibt. Sascha Fiek drückt aus, dass wir der Gemeinschaftsschule gerne eine Chance geben, aber sie nicht aus Sozialromantik immer und überall die Lösung sein kann. Am Tuniberg ist sie es aus unserer Sicht nicht.
Verehrter Herr Oberbürgermeister,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
die Schulbürgermeisterin will und wird heute zusammen mit ihrer Schulverwaltung und der Mehrheit des Gemeinderats das Projekt Gemeinschaftsschule am Tuniberg durchdrücken. Leider sind die Fronten inzwischen so verhärtet, dass kaum mehr Raum für eine sachliche Diskussion bleibt.
Ein mögliches Gymnasium am Tuniberg wird von den Gegnern dieser Schulart wie im Hauptausschuss letzte Woche inzwischen als Zwergengymnasium verunglimpft, anstatt sich zu fragen, wie man eine solche Schule attraktiv und pädagogisch so wertvoll gestalten kann, dass sie Wirkung auch weit über den Tuniberg hinaus entfalten wird. Dann müsste man auch nicht mehr trotz des erwarteten starken Bevölkerungswachstums am Tuniberg und zunehmender Migration die Schüler:innenzahl schlecht reden. Und in einer sachlichen Debatte würde man sich auch der Frage annehmen, wie man die Erprobung der Gemeinschaftsschule räumlich im Stadtgebiet verteilt, anstatt diese aneinandergrenzen zu lassen.
Es gibt bislang nach unserer Auffassung noch keine handfeste Evaluation oder belastbare Zahlen, ob die Gemeinschaftsschule mehr ist als nur Sozialromantik und ob sie die in sie gesetzten Erwartungen wirklich erfüllen kann. Wir als Fraktion waren und sind gleichwohl dennoch bereit, der Gemeinschaftsschule eine Chance zu geben, weshalb wir im Stadtteil Dietenbach für die Einrichtung einer solchen gestimmt haben. Denn ohne Frage hat das pädagogische Konzept spannende Ansätze, die es weiterhin zu testen gilt, um herauszufinden, was sich bewährt und was nicht.
Der Gemeinschaftsschule eine Chance zu geben, heißt aber nicht, sie als alleinigen Standard einzuführen und heißt auch nicht, dass sie immer und überall passend ist.
Wer den Tuniberg kennt, wer die Menschen am Tuniberg kennt und wer die Geschichte des Tunibergs kennt, kann eigentlich nur zu dem Schluss gelangen, dass dort ein Gymnasium die passendere Schulart für eine weiterführende Schule ist.
Dies stünde nicht nur im Einklang mit vielen Stellungnahmen, Argumenten und Beschlüssen der Ortschaftsräte am Tuniberg. Zuletzt hat dies Silvia Schumacher mit ihrem Ortschaftsrat in Opfingen klar auf den Punkt gebracht und nochmals alle sachlichen Argumente ins Feld geführt, wie das zuvor auch andere Tuniberggemeinden gemacht haben.
Schon der eigene Schulentwicklungsplan der Stadt spricht eine klare Sprache und gibt die Prioritäten vor. Schwarz auf Weiß steht dort geschrieben, dass in den nächsten Jahren ein großer Mangel an Gymnasialplätzen besteht. Aber dieses Problem wurde auf die lange Bank geschoben. Gemeinschaftsschule first, Gymnasium second lautet die Devise und das trotz des Beschlusses pro Gemeinschaftsschule im Dietenbach. Das Projekt Bertholdgymnasium wurde ad acta gelegt, die Rochade Lycée Turenne ist kläglich gescheitert und neue Ideen oder Konzepte sind nicht in Sicht.
Doch die Zermürbungstaktik der Schulverwaltung geht heute auf. Die Ortschaftsräte sind schon zu Rückzugsgefechten verleitet worden und klammern sich nun an den Strohhalm der Verbundschule bzw. einer Campuslösung.
Aber auch diese Ideen und damit verbundenen Hoffnungen werden von der Verwaltung ambitionslos und mit dünner Argumentation beiseite gewischt, anstatt sie einer ernsthaften Prüfung zu unterziehen. Das Dezernat II wird inzwischen nur noch mit parteipolitischer grüner Brille regiert. Da ist kein Raum mehr für Kompromissfähigkeit oder für Lösungen im Konsens, wie wir es auch schon an anderer Stelle erleben mussten.
Von der Bürgermeisterbank erwarten wir jedoch, dass sie sich um Ausgleich bemüht und tragfähige Lösungen für die Gesamtbevölkerung über die eigenen politischen Ideen hinweg findet.
Das können wir in der Freiburger Schulpolitik nicht mehr erkennen und lehnen die Vorlage daher ab.
Vielen Dank