Die Corona-Krise ist für viele engagierte Menschen in der Kultur- und Kreativwirtschaft ein schwerer Schlag. Die Stadt kann und muss bereits jetzt für diese Branche etwas tun. Wie über eine weitergehende Kulturisierung des öffentliche Raumes hier Abhilfe geschaffen werden kann, zeigt Franco Orlando in seiner Rede auf.

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

liebe Kolleginnen und Kollegen,
sehr geehrte Damen und Herren,

zunächst einmal möchten wir uns bei Ihnen, Frau Böhme, ganz herzlich für die Ausführungen und die Vorlage bedanken. 

Meine nachfolgenden Worte wären natürlich komplett anders ausgefallen, wenn Corona uns nicht überrollt hätte.

Ich hätte dann gesagt, dass die ersten Schritte, die in erster Linie von der FWTM gemacht wurden, begrüssenswert sind, diesbezüglich ein Lob ausgesprochen und hätte in diesem Zusammenhang die hippe Lokhalle mit den vielen Start-Ups im Grünhof und die Film Commission – das ehemalige Location office – hervorgehoben. Apropos Film: an dieser Stelle möchte ich noch kurz erwähnen, dass es sehr sehr schade ist, dass es die Black Forest Filmstudios nicht in die Stadthalle geschafft haben, obwohl der Weg dafür quasi schon geebnet war. Wir waren überzeugt davon, dass die Kreativwirtschaft und schlussendlich auch Freiburg von diesem Standortfaktor kulturpolitisch profitiert hätten.

Positiv hervorheben möchte ich dennoch die ersten Schritte des Popsupport hinsichtlich der Raumnot bei Proberäumen oder die Unterstützung der Clubszene. Hier gilt es, nicht nachzulassen und die Dinge erst Recht voranzubringen.

Auch die Internationale Kulturbörse unter der Schirmherrschaft von Bürgermeister Uli von Kirchbach hat sich im Laufe der letzten Jahre zu einer der größten Fachmessen im deutschsprachigen Raum entwickelt.

Wohlgemerkt war das alles vor Corona und leider können wir die aktuellen Pandemie-Gegebenheiten nicht ändern, sondern müssen lernen, damit umzugehen, damit zumindest für eine Zeit lang zu leben und für uns das Bestmögliche herauszufiltern. Durch Corona ist alles völlig aus den Bahnen geraten und ich glaube, dass im Moment andere Anliegen, also echte Existenzprobleme auf der Tagesordnung bei den Akteuren stehen. Diese gilt es zu bekämpfen. Das kann uns nur gelingen, indem wir gemeinsam die Kultur- und Kreativwirtschaft aktiv unterstützen, damit diese überleben kann – deshalb auch der heutige interfraktionelle Ergänzungsantrag mit den Grünen, Eine Stadt für alle, der SPD und natürlich Jupi. 

Im Zusammenhang mit dem in der Vorlage erwähnten Tourismuskonzept, welches bereits Anfang 2019 verabschiedet wurde, möchte ich an dieser Stelle das sehr gelungene Papier, welches unser Stadtrat Christoph Glück als Präsident der Dehoga in enger Kooperation mit der FWTM entworfen hat und bereits im Tourismusbeirat vorgestellt wurde, hervorheben und allen ans Herz legen.

In diesem Papier spricht der Kollege von der Kulturisierung des öffentlichen Raumes – ein Begriff, der so langsam in aller Munde ist und sich allmählich etabliert. Dieses  Konzept kommt schlussendlich der am Boden liegenden Kreativ- und Kulturszene mit ihren knapp 10.000 Erwerbstätigen in der Region zugute – mit über einer Milliarde Umsatz übrigens auch ein ernstzunehmender Wirtschafts- und Standortfaktor für die Region Freiburg.

Um das nochmals zu verdeutlichen und meine vorherigen Worte aufzugreifen: Zentral bedingt durch die Infektionsgefahr wandern Events nach außen und die Kultur verlagert sich ins Freie. Um die dadurch neu geschaffenen Outdoor-Kulturräume und neuartigen Events im öffentlichen Raum wie zum Beispiel Theater und Konzerte im Freien zu supporten und überhaupt erst zu ermöglichen, gilt es nun zwingend, diese nach Kräften zu fördern.

Mit der Kulturisierung des öffentlichen Raumes würden wir der Kultur- und Kreativwirtschaft das geben, was sie am dringendsten braucht und wovon sie schon immer gelebt hat: eine Bühne – eine Bühne, die zusätzliche Anlässe und Anreize schafft. Für uns Freiburgerinnen und Freiburger sowie für einen Freiburg-Besuch von auswärts.

Diese Besuche stärken schlussendlich die arg gebeutelte Gastronomie und Tourismusbranche, die mit ihrer hohen Wertschöpfung und Gastlichkeit eine zentrale Rolle für ein liebenswertes Freiburg spielt – und Finanzbürgermeister Breiter freut sich auf lange Sicht über wieder sprudelnde Einnahmen aus der Betten- und Gewerbesteuer.

In diesem Sinne sind wir trotz der aktuellen Lage voller Zuversicht, freuen uns auf zahlreiches Kulturgut unter freiem Himmel und noch viel mehr auf die versprochene Konjunkturhilfe vom Bund.   

Bleiben Sie gesund in dieser schwierigen Zeit und vielen Dank für die Aufmerksamkeit – es geht aufwärts.