Das Thema Frauen EM 2029 in Freiburg hat uns viel herumgetrieben. Innerhalb der Fraktion haben wir die vielen Vor- und Nachteile einer möglichen Austragung besprochen, während wir uns auch außerhalb die Meinungen einiger Bürgerinnen und Bürger sowie der wichtigen Stakeholder eingeholt haben. Letztendlich haben uns die Risiken und Nachteile der Frauen EM 2029 in Freiburg überzeugen können. Unsere Gründe:
Zusammenfassung:
Finanzielle Prioritäten: Die hohen Kosten des Turniers stehen im Konflikt mit dringend benötigten Investitionen in lokale Sportstätten und den Breitensport.
Zweifelhafter Nutzen: Erfahrungen und Prognosen zeigen, dass die Veranstaltung keinen nachhaltigen wirtschaftlichen oder touristischen Mehrwert für Freiburg bietet.
Klare Förderung: Unabhängig von der Ablehnung der Bewerbung bleibt die Förderung des Mädchen- und Frauensports ein zentrales Anliegen
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Horn, sehr geehrte Bürgermeisterbank,
Fußball ist unser Leben, denn König Fußball regiert die Welt.
So sang schon die deutsche Fußballnationalmannschaft der Herren 1973 anlässlich der bevorstehenden Heim-WM 1974.
Und so war und ist es wenig überraschend, dass eine Diskussion über ein Event, wie der Frauenfußball EM 2029, mit einer möglichen Host-City Freiburg uns in den vergangenen Tagen etwas intensiver beschäftigt hat.
Vorneweg, unsere Fraktion wird sich dagegen entscheiden, aber diese Entscheidungsfindung war keinesfalls leicht – im Gegenteil.
Es ist kein Votum gegen den Mädchen– und Frauensport. Nein, denn wir sehen sehr wohl, wie sich dieser hervorragend entwickelt hat und gerade auch in Freiburg in manchen Sportarten schon längst die männliche Konkurrenz rechts und links überholt hat.
Als Funktionär im Mädchen- und Frauensport kämpfe ich schon lange gemeinsam mit vielen Mitstreiterinnen und Mitstreitern dafür, dies weiter zu fördern, und die oft benannte Sportstadt Freiburg zu einem USP-Standort für den weiblichen Sport zu entwickeln. Und wir geben den Befürwortenden natürlich Recht, dass so ein Ereignis eine riesige, vermutlich nicht so oft wiederkehrende Chance ist, für Freiburg zu werben.
Doch um welchen Preis?
Wir machen unsere Ablehnung der Bewerbung an mehreren Punkten fest: Zum einen sind es die prognostizierten finanziellen Belastungen, die für dieses knapp vierwöchige Turnier im Raum stehen. Sie stehen in keinem Verhältnis, mit den Herausforderungen, welchen wir uns als Stadtgesellschaft stellen müssen. Gerade auch im Sport, wo es um die Sanierung, Instandsetzung und Erweiterung von Sportstätten geht, tun wir uns schwer, den Vereinsverantwortlichen im Breitensport zu erklären, warum wir viele Notwendigkeiten nicht, oder erste sehr spät angehen werden können. Und da fallen mir nicht nur die Leuchtturmprojekte wie eine neue Eishalle ein, da geht es um Rahmenbedingungen eines Rugbyklubs, der wegen fehlender sanitärer Einrichtungen nicht aufsteigen konnte oder Sportvereine, welche Kinder auf Wartelisten setzen müssen, weil es keine Hallen- oder Platzkapazitäten mehr gibt.
Da ist aber auch der Aspekt, der Kosten-Nutzen-Analyse, welchen wir skeptisch bewerten, ob eine Durchführung tatsächlich einen nachhaltigen, touristischen und werbewirtschaftlichen Wert für Freiburg bringen. Dies sieht auch der Hotel- und Gaststättenverband DEHOGA so, welcher aufgrund der aktuellen Konzeption eine Bewerbung ebenfalls nicht empfiehlt.
Wir haben uns aber auch die Zahlen der beiden vergangenen Frauen-Europameisterschaften in den Niederlanden 2017 und England 2022 angeschaut. Als Referenzwerte waren da Städte wie Utrecht in Holland und Sheffield und Southampton, welche mit Einwohnerzahl, bzw. Stadiongröße in der Range unserer Stadt liegen. Die Stadionauslastungen lagen dort zwischen 39 und 58 Prozent, was einem absoluten Wert von 10.000 – 19.000 Zuschauern je Spiel entsprach. Zieht man dort jeweilig das Topspiel, also z.B. die Spiele der Gastgeber oder attraktiven Gruppenköpfe ab, lag der Schnitt bei 6.000 – 10.000 Zuschauern. Übersetzt für Freiburg wären dies dann ca. 8.000 Zuschauer im Europa-Park Stadion. Hier stellen wir dann schon die Frage nach dem sogenannten Fußball-Fest und der positiven Außenwirkung für unsere Stadt.
Mädchen- und Frauensport in Freiburg fördern und Stützen
Der positive Effekt für die vielen Fußballvereine wird bei einem deutschen Zuschlag, und einem möglichen erfolgreichen Abschneiden des Teams trotzdem gewährleistet sein, unabhängig wo die Spiele ausgetragen werden. Wir entscheiden uns heute gegen die Bewerbung als Host-City für die mögliche Frauen-EM in Deutschland, freuen uns aber, auch aufgrund der vielen positiven Rückmeldungen der Stadtspitze und der Fraktionen, vor allem den Mädchen- und Frauensport auch zukünftig weiter zu fördern und zu unterstützen, gerne auch schon im Rahmen der anstehenden Haushaltsverhandlungen.
Vielen Dank.