In der Antwort auf eine Anfrage unserer Fraktion zur Prüfung von Investorenmodellen für den Neubau der Eishalle geht die Verwaltung deutlich weiter als bisher. So sieht die Stadt für ein solches Modell durchaus potential, und berichtet bereits von einem vorliegenden Vorschlag. Keine Auskunft gibt die Stadt darüber, weshalb die veranschlagten Kosten für eine Eishalle so viel höher sind als in anderen Städten, die vergleichbare Hallen für einen Bruchteil der Freiburger Kostenschätzung bereits gebaut haben.

Die Antwort der Verwaltung als PDF

Anfrage nach § 24 Abs. 4 GemO zu Sachthemen außerhalb von Sitzungen
hier: Neubau Eisstadion

Sehr geehrter Herr Stadtrat Fiek,
vielen Dank für Ihr Schreiben vom 06.10.2020 an Herrn Oberbürgermeister Horn. In Absprache mit dem Oberbürgermeister antworte ich Ihnen gerne auf Ihre Fragen zum Thema „Neubau Eisstadion“. Ihre Fragen kann ich wie folgt beantworten:

1. Sind bereits Investoren auf Sie zugekommen, welche bereit wären, das Stadion zu bauen und an die Stadt oder eine Tochtergesellschaft zu verpachten?

Die Verwaltung ist seit wenigen Wochen im Besitz eines Exposés eines Freiburger Investors, in dem ein Konzept für eine Eishalle in Kombination mit Einzelhandelsbetrieben vorgestellt wird. Eine erste Sichtung hat das Erfordernis einer tiefgehenden Prüfung der dort genannten Annahmen und Kostenangaben durch die Verwaltung ergeben. Gespräche mit dem Investor sind zeitnah geplant.

2. Steht zu erwarten, dass über einen Investorenwettbewerb noch eine deutliche
Kostenreduktion erreichen werden könnte? Und auf welche potenziellen Investoren ist die Stadt bislang zugegangen?

Die Verwaltung prüft alle Möglichkeiten ergebnissoffen. Stand heute gehen wir nicht davon aus, dass ein Investorenwettbewerb das gewünschte Ergebnis bringen wird. Denn Eishallen in der hier interessanten Größe von 3.000 bis 5.000 Zuschauern lassen sich nicht mit Gewinn betreiben und werden stets ein Zuschussbetrieb bleiben. Zudem arbeiten Investoren i. d. R. mit ungünstigeren Finanzierungskonditionen. Daher werden Investoren nur Vorschläge entwickeln, die in Verbindung mit einer Eishalle in hohem
Maße „rentierliche“ Nutzungen vorsehen, um den Betrieb der Halle sicher zu stellen und die Benutzungspreise nachfragegerecht gestalten zu können. Entscheidend wird dann sein, ob diese Nutzungen dann auch mit den städtebaulichen Zielvorstellungen
vereinbar sind (z. B. bei der Ansiedlung großflächigen und insbesondere zentrenrelevanten Einzelhandels). Dies muss im Einzelfall beurteilt werden. Die Verwaltung wird die sich grundsätzlich bietenden Möglichkeiten zur Realisierung eines neuen Eisstadions im Zusammenwirken mit Investoren ausloten.

3. Wann ist mit der Übersicht über die Gesamtkosten einer Verlegung von St.
Christoph zu rechnen? Bis wann könnte eine Verlagerung von St. Christoph realisiert werden?

Da es sich um ein hochkomplexes Thema handelt, können zum jetzigen Zeitpunkt weder die Kosten noch die zeitlichen Rahmenbedingungen und Abläufe genannt werden. Hierzu sind zunächst eine politische Beauftragung und die Bereitstellung zumindest einer Planungsrate notwendig.

4. In vielen anderen Städten werden augenscheinlich deutlich günstigere Eisstadien gebaut, als nun durch die Stadt für eine Freiburger Eisarena veranschlagt wurden (z.B. Erdgas Schwaben Arena, Kaufbeuren, 2017, 3.500 Plätze, 23,9 Mio. / Ege Trans Arena, Bietigheim-Bissingen, 2012, 4.517 Plätze; 18 Mio./ Energie Verbund Arena Dresden, 2007, 4.412 Plätze, 29,7 Mio.). Warum wird in Freiburg das neue Eisstadion bzw. eine mögliche Mehrzweckhalle offenbar ungleich teurer? Spielt hier auch die Wahl des Architekten eine Rolle oder welche Faktoren führen zu den immensen Kosten? Können Sie uns eine detaillierte Aufstellung
der ermittelten Kosten zukommen lassen?

Die Verwaltung hat, unabhängig voneinander, mehrere solide und seriöse Kostenprognosen erarbeiten lassen, um dem Gemeinderat eine dem Sachstand angemessene und verantwortbare Entscheidungsgrundlage in Form einer belastbaren Kostenuntergrenze vorlegen zu können. Diese wurden von drei qualifizierten Büros mit unterschiedlichen methodischen Herangehensweisen erarbeitet. Die vorliegenden Kostenprognosen können wir Ihnen selbstverständlich zur Verfügung stellen, darüber hinaus wird dem Gemeinderat voraussichtlich in der letzten Sitzung im Jahr 2020 eine entsprechende Informationsdrucksache vorgelegt. Nach allen städtischen Kostenschätzungen liegt die Untergrenze selbst für ein (nur) DEL2-taugliches Eisstadion bei rd. 45 Mio. € und selbst die (aus Sicht der Verwaltung viel zu optimistischen) Annahmen des
EHC führen zu einer Untergrenze von immerhin rd. 33 Mio. €. Die eingehende Prüfung, ob durch die Einbeziehung von Investoren und/oder die konsequente Reduzierung von Standards deutlich günstigere Hallenlösungen möglich sind und was dies ggf. für Konsequenzen hätte, ist aber geplant. Die Verwaltung hält nichts davon, mit einer politischen Kostengröße ins Verfahren zu gehen.

5. Welche potenzielle Förderung von Bund und Land könnte es für das Projekt geben? Was wären die Voraussetzungen, um eine entsprechende Förderung zu erhalten?

Die Verwaltung hält es durchaus für möglich, dass eine Eishalle mit einem ausgeprägten Breitensportprofil in künftigen Investitionsförderprogrammen von Bund und Land „untergebracht“ werden könnte. Eine Prüfung einer Fördermöglichkeit wird selbstverständlich immer anhand des aktuellen Projektstandes geprüft.

6. Bis wann dürfen wir mit einer Berechnung der zusätzlich zu der Investition anfallenden jährlichen Betriebskosten rechnen.

Um Betriebskosten überhaupt prognostizieren zu können, bedarf es der Klärung vieler weiterer noch offener Fragen. Die Verwaltung wird in den kommenden Monaten in enger Abstimmung mit EHC, FWTM und ggf. Investoren ein Investitions-, Organisationsund Betriebskonzept erarbeiten. Dabei wird es eine große Rolle spielen, dass für ein neues, hoch technisiertes Gebäude wie ein Eisstadion neben den Bau- und Finanzierungskosten auch erhebliche Kosten für den Betrieb anfallen werden.

7. Gibt es schon konkrete Überlegungen oder wurden bereits Gespräche geführt zu möglichen Drittnutzungen fernab der bereits vorgestellten Lösungen durch Nutzung als Kongress- oder Sporthalle?

Wie im Fraktionsgespräch vorgestellt, bietet sich bei der Messelösung an, das unter einer künftigen Eishalle mögliche Bauvolumen mit einer Geschossfläche von bis zu 8.000 m2 für ergänzende oder zumindest verträgliche Nutzungen in die Gesamtbetrachtung einzubeziehen. Denkbar wären etwa Parkierung, kulturelle Nutzungen und Gastronomie. Einzelhandel wäre ebenso grundsätzlich denkbar.

Mit freundlichen Grüßen

gez.
Prof. Dr. Martin Haag
Bürgermeister